Franziska Kampmann hat die Feuertaufe bestanden: Die 21-jährige Athletin des Rudervereins Waltrop belegte bei ihrer Weltcup-Premiere als Mitglied des deutschen A-Kaders gemeinsam mit ihrer Partnerin Carlotta Nwajide (Hannover) den zweiten Platz. „Wir freuen uns total“, berichtete Franzi Kampmann am Sonntagmittag aus Belgrad.
Das Duo hatte sich durch seinen Sieg bei der Hügel-Regatta in Essen für den Platz in der Nationalmannschaft empfohlen und hinterließ auch in den unterschiedlichsten Trainingseinheiten einen hervorragenden Eindruck. Somit war der Weg frei für den Weltcup-Start in Belgrad.
Dort setzte das junge Duo gleich ein dickes Ausrufezeichen: Denn es gewann sowohl den Vorlauf als auch das Halbfinale. Hier waren Kampmann und Nwajide zwei Sekunden schneller als die beiden Niederländerinnen Roos de Jong und Lisa Scheenaard und wurden vor dem Finale entsprechend als stärkste Konkurrenz gehandelt.
Bis zur 1300-Meter-Marke lag das deutsche Boot auch vorne. Doch dann übernahmen die Niederländerinnen die Führung und gaben sie auch nicht mehr ab. „Im Vorlauf und Halbfinale haben wir rausgefunden, dass wir am Start sehr schnell sind. In den vorherigen Rennen hat es immer geklappt, den Vorsprung bis ins Ziel zu retten“, berichtete Kampmann. Doch im A-Finale kam es anders: „Zum einen hatten wir – anders als an den Vortagen – Schiebewind. Zum anderen gelang es uns nicht, die Holländer auf Abstand zu halten. Am Ende war die Luft raus“, gestand Kampmann zu.
Dennoch freute sie sich gemeinsam mit Carlotta Nwajide über den großen Erfolg im ersten Weltcuprennen ihrer Karriere.
Über ihre Perspektive in der Nationalmannschaft konnte sie am Sonntag nichts sagen. „Ich weiß nicht, was weiter passiert. Aber wir sind erst einmal weiter im Kader.“
Der zweite Platz sei gut, „aber man darf nicht vergessen, dass starke Übersee-Nationen wie Neuseeland und USA in Belgrad fehlten. Die können immer starke Doppel-Zweier besetzen. Die Frage ist, ob wir weiter fahren. Wenn ja, sind das Gegner, die man auf der Rechnung haben muss.“
Mit ihren 21 Jahren könnte Franziska Kampmann auch noch in der nächsten Saison im U23-Bereich rudern. Umso höher einzuschätzen war ihre Nominierung für den A-Kader. „Das Training am Stützpunkt in Berlin und hier in Belgrad ist nicht ganz anders als in der U23. Aber man ist jetzt mit den Großen unterwegs. Es ist schon beeindruckend, wenn man seinen Tag mit amtierenden Olympiasiegern verbringt. Das ist ganz cool“, so Kampmann.
Bundestrainer Witkowskitraut Kampmann viel zu
In der Woche vor den Weltcup-Rennen in der serbischen Hauptstadt Belgrad wollten wir vom Bundestrainer des Frauen-Skull-Bereichs, Marcin Witkowski, wissen, wie er Neuling Franziska Kampmann einschätzt.
Witkowski hebt die gute physiologische und technische Vorbereitung Kampmanns hervor und lobt ihre „psychische Stressbeständigkeit“. Zudem hat er genau beobachtet, wie gut die bisherige Saison für die Athletin des Rudervereins Waltrop verlaufen ist.
Witkowski hebt Kampmanns hohe Flexibilität hervor – im Doppelzweier und im Doppelvierer.
Aber auch abseits des Wassers hat er sie beobachtet. „Sie findet sich sehr gut in eine Gruppe Älterer und erfahrener Freunde ein.“ Außerdem schätze er an ihr, dass sie geduldig und neugierig auf neue Erfahrungen sei, dank derer sie schnell Fortschritte macht. Der Bundestrainer ist sicher, dass Kampmann nach dem Start in Belgrad schnell weitere Seniorenwettbewerbe miterleben werde.
Was die Zukunft der Waltroperin in der deutschen Ruderelite betrifft, ist der Bundestrainer „sehr optimistisch. Ich denke, dass ihr Ziel die Olympischen Spiele sind. Aber welche? Vielleicht schon die in Tokio? Diese Frage kann ich im Moment nicht beantworten.“
Kampmann müsse sich auf ihr Training und ihre Gesundheit konzentrieren. „Denn es gibt viele andere Ruderinnen in der Seniorengruppe, die mehr Erfahrung haben und auch begabt sind“, so der Bundestrainer.