Seit gut zwei Jahren ist Andreas Erdtmann, der in einer Führungsposition im Bergbau tätig war, von seinem Arbeitgeber freigestellt. „Ich habe auch vorher schon viel gemacht“, sagt der Früh-Ruheständler. „Aber nicht in der Intensität.“ Schon seit 20 Jahren ist er beim Ruderverein tätig.
Nach seiner aktiven Karriere im Leistungssport wurde Erdtmann zunächst übergangsweise Trainer, blieb dann aber dabei. Und zum Glück spielte damals schon der Arbeitgeber mit. „Sonst wäre das mit Trainingslagern und den ganzen Regatten schwierig geworden“, sagt Erdtmann.
Seit er nicht mehr arbeitet, hat Erdtmann noch weitere Aufgaben übernommen, ist beim RV Waltrop jetzt für den gesamten sportlichen Bereich verantwortlich. Und der ist ja beispielsweise mit dem weiblichen Bundesliga-Achter zuletzt auch noch einmal angewachsen. Außerdem ist Erdtmann für den Ruderverband NRW Trainer des Stützpunktes Ruhr/Ost. Und so ist er während der Rudersaison quasi ständig unterwegs und besucht unter anderem auch mal mehrere Wettbewerbe an einem Wochenende, um an „seinen“ Waltropern so nah dran zu sein wie möglich. Bloß gut, dass alle drei Töchter Neele, Lara und Elena auch unter den Aktiven sind.
Der Rudersport liegt den Erdtmanns im Blut
Das ist auch kein Zufall, sondern liegt in der Familie, denn Papa Andreas war selbst erfolgreich. „Meist bin ich aber auf vierten Plätzen kleben geblieben“, sagt er lachend. Zum Beispiel mit dem Waltroper Achter bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 1983: „Wir hatten im Vorfeld alle geschlagen und galten als Mitfavorit“, erzählt Erdtmann. „Aber die Böschung war gemäht worden und beim Einfahren hatte sich ein Grasbüschel zwischen Steuer und Schwert festgesetzt. Das haben wir aber erst im Rennen gemerkt.“ So wurde das Boot am Ende „nur“ Vierter. Auch Erdtmanns Frau Tanja kommt vom Rudern, saß aber für die Konkurrenz aus Essen im Boot.
Schon länger planen die Erdtmanns, als Familie mehr Zeit miteinander zu verbringen, aber das klappte wegen des Sports bisher nicht. Ein Ferienhaus wurde beispielsweise wieder verkauft – weil es zu selten genutzt wurde. Irgendwann aber will Andreas Erdtmann aber auch mal wieder Zeit für die Familie, für den eigenen Sport oder andere Interessen wie Kultur finden. „Ich will nicht als Opa noch beim Ruderverein rumlaufen“, sagt er. „Irgendwann wird es mal Zeit, dass Jüngere übernehmen.“
Bis es so weit ist, wird Andreas Erdtmann aber weiter für den Sport leben. „Es macht mir unheimlich Spaß, mit jungen Leuten zu arbeiten“, sagt er. „Zu sehen, wie sie sich nicht nur sportlich, sondern auch als Persönlichkeit entwickeln. Und ich will etwas zurückgeben, denn ich habe mich im Verein immer sehr wohl gefühlt.“