Es war im Jahr 2015. Da machte Wilhelm Hummels dem Vater von Ruderin Franziska Kampmann, Bernhard, ein Angebot: „Wenn deine Tochter 2020 in Tokio bei Olympia startet, fliegst du mit und ich kümmere mich um euren Hof.“ Jetzt machte Hummels, der Vorsitzender des Nordrhein-westfälischen Ruderverbandes ist, Station beim RV Waltrop. Auf dem Programm stand die Ehrung der drei aktuell erfolgreichsten heimischen Akteure.
Auch wenn es mit einer Medaille vergangene Woche bei den Weltmeisterschaften in Linz nicht geklappt hatte. Die Qualifikation des Frauen-Doppelvierers für Olympia hat der Deutsche Ruderverband sicher. Und Franziska Kampmann saß nun zwei Jahre hintereinander in diesem Boot und hat nun die Nominierung für Tokio ganz fest im Visier. Als Hummels nach seinem Vornamen gefragt wird, sagte er: „Nicht Mats, sondern Wilhelm. Mats ist mein Neffe.“
Wirklich? Er ist verwandt mit dem Fußballer von Borussia Dortmund? „Ja“, sagt Wilhelm Hummels.
Ob er denn froh sei, dass sein Neffe Bayern München verlassen hat und zurück ist im Pott? „Ja klar, ich kann die Bayern nicht leiden“, so der Ruder-Funktionär.
Zurück zu dessen Angebot an Bernhard Kampmann. Hummels wiederholt es. Doch Kampmann, der seinen Hof in Dortmund-Mengede betreibt, lehnt mit einem breiten Grinsen dankend ab. „Immer vorausgesetzt, dass Franzi dabei sein wird. Wir werden wohl nicht nach Tokio fahren, wofür es einige Gründe gibt“, erzählt ihr Vater. Zum einen natürlich wegen des Hofes. „Aber auch wegen der Kosten. Und ehrlich? Rio hätte mich mehr gereizt. Tokio dagegen nicht so.“
Der Name der japanischen Hauptstadt zog sich wie ein Roter Faden durch den Empfang. Schließlich hatte dort Sören Henkel am 11. August bei der Junioren-WM die Goldmedaille im Doppelvierer gewonnen. RV-Vorsitzender Harald Richter sprach von einem grandiosen Erfolg. Der 18-jährige Weltmeister nutzte die Runde, um sich nicht nur bei seiner Mannschaft, sondern besonders bei seinem Heimatverein zu bedanken.
Bürgermeisterin Nicole Moenikes hatte nicht nur einen Umschlag mit einer Zuwendung für die Jugendabteilung dabei, sondern auch das Goldene Buch, in das sich der frischgebackene Champion am Ufer des Datteln-Hamm-Kanals eintrug.
Die erste Enttäuschung darüber, dass Franziska Kampmann und Neele Erdtmann – sie steuerte den U23-Frauen-Achter bei der WM in Sarasota/Florida – ohne Medaille geblieben waren, war bereits verflogen. Die Rückkehr in die sportliche Heimat zu all’ den Vereinskollegen schien auch sie zu genießen.
Doppelvierer auf den Namen Tokio getauft
Unter dem Motto „Sören war in Tokio, Franzi will nach Tokio“, tauften im Anschluss die beiden Athleten noch einen Doppelvierer auf den Namen Tokio. Henkel wünschte stets eine gute Fahrt und Kampmann stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
Und in der Abenddämmerung machten sich Dorothea und Johanna Kampmann, Elena Erdtmann sowie Ida Polarczyk auf zur Jungfernfahrt, begleitet vom Applaus der Gäste…