Als Franziska Kampmann und ihre Mitstreiterinnen im Ziel waren, sackten sie in sich zusammen. Es schien, als war das aber nicht nur der Anstrengung geschuldet. Sie schienen auch enttäuscht zu sein.
Lag es daran, dass sie als Weltcupgewinner „nur“ WM-Zweiter geworden waren? „Nein, wir wussten ja gar nicht, welchen Platz wir belegt hatten. Zuerst dachten wir, es hätte nicht gereicht. Das Rennen war hinten raus so eng. Wir hätten ja auch Vierter sein können“, berichtete Franzi Kampmann eine Stunde nach dem Rennen telefonisch aus Plovdiv.
„Erst als dann durchgesagt wurde, dass Germany auf den second place gekommen war, waren wir total erleichtert.“
Entsprechend sah die Welt bei der Siegerehrung gut 20 Minuten nach dem Rennen für das Quartett auch schon wieder viel besser aus…
Marie Arnold, Frieda Hämmerling, Carlotta Nwajide und die Topathletin des Rudervereins Waltrop, Franzi Kampmann, trugen bei der Zeremonie Blumenkränze in den Farben Schwarz, Rot und Gold um den Hals und die Deutschland-Fahne in den Händen.
Sie hatten ihr Lächeln zurückgefunden. In diesem Moment freuten sie sich sichtlich, die lange Saison mit dem Gewinn der Silbermedaille gekrönt zu haben.
Kampmann wurde erst am 5. Juni dieses Jahres 21 Jahre alt. Damit hätte sie selbst noch die kommende Saison im U23-Bereich fahren können. Doch sie schaffte den Sprung in die deutsche A-Nationalmannschaft und erfüllte das in sie gesetzte Vertrauen. „Hätte mir das im Winter jemand gesagt, dass ich heute hier stehen würde, ich hätte es nicht geglaubt. Ich hatte mit einer guten U23-Saison gerechnet“, schilderte Kampmann.
Nach dem Gewinn des Weltcups hatte die Mannschaft in der „UWV“, der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung, wochenlang die WM im Fokus. „Wer den Weltcup gewinnt, der möchte natürlich auch bei der WM Gold holen. Aber wer weiß, wie die anderen Nationen in der Zwischenzeit gearbeitet haben“, hatte Kampmann noch vor einer Woche gesagt.
Den Vorlauf gewann das deutsche Boot, während es im Halbfinale den Polen den Vortritt lassen musste.
Am Ende lagen in Plovdiv am Samstagmittag genau die vier Boote in Front, die auch in Luzern die Platzierungen unter sich ausgemacht hatten. Eben nur mit einem – feinen – Unterschied.
Denn in Luzern gewann Deutschland vor Polen, den Niederlanden und China. Im Finale tauschten aber Polen und Deutschland die Plätze.
„Polen war einfach besser. Wenn man selbst alles gegeben hat und ein gutes Rennen gefahren ist, muss man das dann auch anerkennen“, so Kampmann.
Mit einem 45er-Schlag wechselte auf den ersten 250 Metern noch die Führung zwischen Polen und Deutschland. Doch ab der 500er-Marke lagen die Konkurrentinnen der Deutschen vorne und gaben diese bis ins Ziel nicht mehr ab.
Ab der 1000-Meter-Marke war eigentlich schon klar, dass der Gold-Zug abgefahren war. Jetzt galt es für Schlagfrau Frieda Hämmerling & Co., Rang zwei abzusichern. Bis im Ziel war den Athletinnen aus dem Doppelvierer nicht klar, ob ihnen das gelungen war. Letztlich waren es nur drei zehntel Sekunden, die die Deutschen besser waren als das Boot aus den Niederlanden und China. Hier entschied letztlich die Auswertung der Zielfotos darüber, dass die Europäerinnen Bronze holten und China den undankbaren vierten Platz belegte.
Ein wenig feiern wollten Franzi Kampmann und ihre Teamkolleginnen schon. „Aber wirklich nur ein bisschen, denn am Sonntag steht für andere deutsche Boote noch das Finale an, in denen wir sie unterstützen wollen.“
Nach dem Bankett am Abend fliegt die Deutsche Nationalmannschaft heute zurück, Kampmann wird gegen 18.30 Uhr in Dortmund landen. Und dann geht es zum RV Waltrop, wo sie feierlich empfangen wird.