Als Ruderin Franziska Kampmann und ihre Partnerin Carlotta Nwajide vom Bundestrainer erfuhren, dass sie beim Weltcup in Linz/Oberösterreich nicht wie zuvor wie in Belgrad im Zweier sitzen würden, sondern im Frauen-Doppel-Vierer, hatten sie kein gutes Gefühl. „Wir waren schon überrascht, zumal wir ja in Belgrad Zweite geworden waren. Doch letztlich sind wir offen für Neues“, berichtete Franziska Kampmann gestern telefonisch kurz nach ihrem Sieg.
Sechs oder sieben Einheiten, das wusste Kampmann nicht mehr ganz genau, hatten sie und Nwajide gemeinsam mit ihren neuen Partnerinnen Marie Arnold und Frieda Hämmerling am Stützpunkt in Berlin.
Dann ging es auf nach Linz. Dort wurden die Vorläufe in einem anderen Modus als sonst ausgefahren. Die Boote starteten – wie sonst bei der Langstrecke – hintereinander, und zwar in 30-Sekunden-Abständen. „Das war schon ungewohnt, da man sich ja nicht an der Konkurrenz orientieren konnte“, schilderte Kampmann.
Letztlich fuhren sie ein gutes Rennen und wurden mit 14 Hundertstelsekunden Abstand hinter dem Team aus den Niederlanden Zweite.
„Als Sieger hätten wir nicht in den Zwischenlauf gemusst“, ließ Franziska Kampmann Revue passieren. Aber letztlich sei es auch nicht verkehrt gewesen, weitere gemeinsame Wettkampfkilometer im Boot zu sammeln. Letztlich setzte sich das deutsche Boot hier mit eineinhalb Sekunden Vorsprung vor Australien durch. Damit war das Finalticket gelöst. Die Deutschen trafen auf die Teams aus China, Australien, Ukraine, den Niederlanden und Polen.
Bei der 500-Meter-Marke lag das Boot von Schlagfrau Frieda Hämmerling auf dem zweiten Platz und rutschte dann gar auf Rang drei zurück. „Ja, unser Auftakt war ein bisschen wackelig“, gab Kampmann zu.
Doch dann stabilisierten sich die Deutschen nicht nur, sondern gaben im Feld der sechs Boote später sogar den Ton an: Bis ins Ziel nach 2000 Metern gaben sie die Führung nicht mehr aus der Hand und gewannen am Ende mit einer Länge Vorsprung vor den Chinesinnen die gemeinsame Weltcup-Premiere. „Das ist schon ein supercooles Gefühl“, freute sich Kampmann nach dem Gewinn der Goldmedaille.
„Als wir in Berlin erfuhren, dass wir nicht mehr im Zweier, sondern jetzt im Vierer fahren sollten, da hatten wir schon den Eindruck, dass es für uns in der Nationalmannschaft nicht so gut aussehen würde. Aber jetzt ist es uns gelungen, in Linz einfach den Schalter umzulegen, zu fahren, um dann auch noch zu gewinnen“, berichtete Kampmann, und ihr Strahlen im Gesicht war durch den Telefonhörer zu spüren.
Gestern Abend landete sie in Düsseldorf und hatte sich noch fest vorgenommen, beim Ruderverein Waltrop vorbeizuschauen, um sich mit den Vereinskollegen, die in Köln bei den Deutschen Meisterschaften am Start waren (siehe weitere Berichte auf dieser Seite), zu treffen.
Am Mittwoch reist Franziska Kampmann wieder nach Berlin. Dort erfährt sie, wie es für sie weitergeht. „Wir haben aktuell überhaupt keine Ahnung.“
Doch sie dürfte mit dem aktuellen Leistungsnachweis aus Linz gute Karten haben…