Dass sich hinter der reinen Medaillen-Bilanz der DM (wir berichteten) viel Wissenswertes verbirgt, ist zum Beispiel bei Neele Erdtmann der Fall. Nämlich dass sie als nominierte Steuerfrau für den U23-Frauen-Achter bei der WM in Sarasota/Florida eine weitaus größere Verantwortung hat als das Boot geradeaus zu lenken.
So wollte der Frauen-Riemen-Bundestrainer Rene Burmeister ihren Rat. Sechs Athletinnen hatte er fest gesetzt, über die beiden weiteren Ruderinnen sollte Neele Erdtmann mitentscheiden. Beeindruckend ist, dass sie seit Februar so gut wie kein Wochenende zu Hause war, sondern nur in Sachen Rudern unterwegs war. Und „nebenbei“ hat sie ihr Abitur bestanden.
Gestern Abend konnte sie nicht dabei sein, da sie sich bereits im Trainingslager in Ratzeburg befindet. Sie hofft inständig, nächste Woche für den Abi-Ball zwei Tage frei zu bekommen.
Dies wird A-Junior Sören Henkel nicht vergönnt sein. Bei der Zeugnisvergabe wird der Abiturient am Freitag, 5. Juli noch dabei sein. Doch dann geht es direkt in die „UWV“, die unmittelbare Wettkampfvorbereitung. Am 6. Juli, dem Tag des Abiballs, steht der medizinische Test und tags darauf der Stufentest an. Dann werden die Boote zusammengestellt, die bei der WM in Tokio am Start sein werden.
Ein Fakt muss bei dem 18-Jährigen immer berücksichtigt werden: Der einstige Handball- und Fußballtorwart rudert erst seit vier Jahren, im vergangenen Jahr noch im Riemenbereich. Erst zu dieser Saison wechselte er in den Skullbereich. Wegen eines vorgeschalteten Trainingslagers in Magdeburg war auch er gestern beim Empfang nicht da.
Für die WM hätte sich auch gerne die Steuerfrau des Juniorinnen-A-Achters, Emilie Meyer qualifiziert. Doch nur im Falle eines Sieges bei der DM wäre das gelungen. Am Ende gewann das Boot Bronze. Für sie bleibt als Top-Resultat dieser Saison EM-Silber.
Allen Widrigkeiten erfolgreich getrotzt
Spannend ist auch die Geschichte hinter dem zweiten Platz von Hannah Veuhoff und Helen Klaes. Denn Hannah rudert erst seit zwei Jahren, während Helen ein Jahr in den USA war und entsprechende Defizite hatte.
Letztlich wurde der leichte Doppel-Zweier-A als Vierter das schnellste Vereinsboot. Im Vierer hatte es zuvor gesundheitliche Probleme gegeben, daher konnte im Vorfeld der DM nicht ausreichend trainiert werden. Hier sprang die Silbermedaille heraus.
Leistungssport und Abitur hat auch Dorothea Kampmann zuletzt unter einen Hut bringen müssen. Gemeinsam mit Elena Erdtmann erreichte sie im Achter das A-Finale und wurde Fünfte. „Es war das beste Rennen der Saison, aber leider waren die anderen schneller. Als zweiter NRW-Achter hat sich das Boot gut verkauft“, lobte Trainer Andreas Erdtmann.
Auf den Empfang gestern Abend musste auch Ida Polarczyk verzichten, die im Doppelzweier A Sechste im Finale wurde. Denn die Realschülerin feierte gestern Abend ihren Abschluss.
Nur um fünf hundertstel Sekunden verpasste Marie Schulte-Kump im leichten Doppelvierer das Finale. „Es war das beste Rennen des Vierers, daher können sie zufrieden sein. Mehr ging nicht“, so das Fazit Erdtmanns.
Beste Leistung im B-Finale
Neben Bronze-Medaillen-Gewinnerin Theresa Kampmann (U23/Achter) waren noch die B-Juniorinnen Johanna Kampmann und Imke Klaes am Start. Zu Kampmann sagte Erdtmann: „Schade, dass der Vierer ohne erst im B-Finale so gut gefahren ist, das er gewonnen hat.“ Er hob auch Platz fünf von Imke Klaes hervor: „Ein toller Erfolg, da sie einen richtig schweren Vorlauf hatte. Sie gehört noch dem jüngeren Jahrgang an und fuhr im leichten Doppelzweier das beste Rennen der Saison.“