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Weltcupsiegerin im Lernstress

Franziska Kampmann hat es wirklich geschafft: Die Athletin des Rudervereins Waltrop hat am Sonntag Vormittag mit dem deutschen Doppelvierer das Weltcupfinale in Luzern gewonnen. „Es war schon ein cooles Gefühl, am Siegersteg anzulegen und das Gelbe Trikot des Weltcupführenden zu bekommen“, beschrieb die 21-Jährige zwei Stunden nach ihrem Rennen per Handy.

Bereits beim zweiten Weltcuprennen in Linz hatte das deutsche Boot gewonnen. Vor Luzern brachte Bundestrainer Marcin Witkowski dann ein zweites Boot an den Start; mit vielen hochdekorierten Athletinnen wie Olympiasiegerin Carina Bär und Charlotte Reinhardt, die 2017 im deutschen WM-Vierer saß. Und Witkowski feuerte den Konkurrenzkampf an, in dem er vor Luzern sagte: Das schnellere Boot fährt zur WM.

Kampmann konnte diesem Duell entspannt entgegensehen. „Denn ich wusste, dass wenn ich im langsameren Boot gesessen hätte, dass ich dann im Zweier hätte mitfahren dürfen.“ Dennoch lag ihr Fokus natürlich darauf, sich gemeinsam mit Marie Arnold, Carlotta Nwajide und Frieda Hämmerling im Doppel-Vierer zur qualifizieren.

Bereits im Vorlauf hatten die Linz-Siegerinnen ihre Stärke bewiesen und gewannen. Damit war das Final-Ticket bereits gebucht. Anders der zweite deutsche Vierer, der Vorlaufvierter wurde und in den Hoffnungslauf musste. Durch Rang drei durften auch sie im A-Finale dabei sein. Doch letztlich reichte es nur für den fünften Platz. Damit war die Hierarchie geklärt.

„Wir hätten nie gedacht, dass wir schon bei der 500-Meter-Marke vorne liegen würden“, berichtete Kampmann. Da lagen die Deutschen bereits mit einer Sekunde in Front und konnten den Vorsprung gar noch auf drei Sekunden bei 1000 Metern ausbauen. „Das war für uns viel wert, dass wir das Feld dann von vorne kontrollieren konnten.“

Nach 6:27,280 Minuten kam das Boot mit der Waltroper Ausnahmeathletin ins Ziel und war damit genau zwei Sekunden schneller als die Rivalinnen aus Polen (6:29,280). „Dieses Boot hatten wir auf der Karte. Außerdem hatten wir China viel zugetraut. Das hat uns schon gewundert, dass die nur Vierte geworden sind“, so Kampmann.

Jetzt ist der Erfolgsvierer für die WM gesetzt. „Frieda und ich haben uns angeschaut und gesagt: Wie krass, dass wir mit 21 Jahren den Weltcup gewinnen und zur WM dürfen.“ Dass ihr Vierer nun sogar als Favorit zu den Welttitelkämpfen vom 9. bis 16. September im bulgarischen Plofdiv fährt, findet Kampmann spannend und nimmt die Rolle an. „Ja, wir sind jetzt die Gejagten.“

Jedoch hatte die 21-Jährigen gestern nicht die Muße, ihren Erfolg in Ruhe zu genießen. Denn in dieser Woche stehen für die Landwirtschaftsstudentin fünf Klausuren an. Am heutigen Montag geht es los mit Infektionslehre. Wann sie dafür gelernt hat? „Ach so zwischendurch. Ich bin ja froh, dass ich die Klausuren verschieben konnte. Ich hoffe, dass das die Woche alles gut klappt“, erzählte Kampmann, die gestern erst um 22 Uhr in Düsseldorf landete und heute Morgen bereits in Soest an der Uni sein muss.

Am Sonntag steht ein 20-tägiges Trainingslager in Weißensee (Österreich) an. Dann ist Kampmann noch drei, vier Tage zu Hause, ehe es weiter nach Ratzeburg und dann zur WM geht. Nach dem Telefonat mit unserer Redaktion gab es gestern noch eine Besprechung mit dem Bundestrainer. Zudem musste das Boot für den Heimtransport fertig gemacht werden. Was sonst noch anstand? Sie drückte den anderen deutschen Booten – hier vor allem dem Achter – die Daumen. Und zwischendurch wurde gelernt…